Hyperventilation: Warum atmen wir uns in eine Stressreaktion?

Hyperventilation verbinden viele Menschen mit besonders unangenehmen Situationen ihres Lebens - z. B. Panikattacken. Dass eine kontrollierte, langsame Hyperventilation jedoch enormes Potenzial in sich trägt, zeigt sich in der aktivierenden Atemmeditation. Manchmal benötigt es das bewusste Kreieren einer Stressreaktion im kontrollierten Setting, um einen emotionalen Release zu ermöglichen.

Psychologe und Psychotraumatologe Peter A. Levine beschreibt in seinem Buch „Waking the Tiger: Healing Trauma“ eine Erfahrung in seiner psychotherapeutischen Praxis mit einer Patientin mit Panikattacken, die er durch eine starke Visualisierung leitete.

Da Entspannungsübungen bei seiner Patientin erst recht zu einer Panikattacke führten, gab er ihr die Anweisung, sich einen Tiger vorzustellen, der auf sie zu sprang. Ihr Körper folgte ganz automatisch, ihre Beine begannen zu zucken, als würde sie davonlaufen, dazu ließ sie einen lauten Schrei los. Danach zitterte die Patientin lange und intensiv, bis sich ihr Puls wieder normalisierte und sich ihr Körper selbstständig in einen entspannten Zustand regulierte. Sie konnte sich daraufhin an ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit erinnern, dessen Stressenergie niemals aufgelöst werden konnte. Selbst Jahrzehnte nach dem Erlebnis war es noch möglich, diese zu entladen. Ihre Panikattacken konnten durch das Ausführen natürlicher Stressreaktionen vollständig gelöst werden, berichtet Levine, der später die Methode „Somatic Experiencing“ entwickelte.

Im Breathwork kreieren wir genau solche Stressreaktionen nicht durch Visualisierungen, sondern durch das Stimulieren des sympathischen Nervensystems mithilfe der Atmung. Die körperliche Reaktionen (Zittern, Weinen, Schreien, etc.) lösen Anspannung und lassen aufgestaute Emotionen abfließen.

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Überatmung und Bohreffekt: Warum weniger atmen mehr ist

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Zwerchfell und Zwerchfellatmung im Breathwork