Angst vor Gefühlen bei Breathwork
Die meisten von uns kennen dramatische Bilder von Breathwork-Sessions, bei denen große Emotionen hochkommen und starke Gefühlsausbrüche unvermeidbar scheinen. Während die einen genau diesen Effekt herbeisehnen, mag er für manche Menschen auch abschreckend wirken. Nicht für jeden mag die Vorstellung, bei der aktivierenden Atemmediation zu weinen oder zu schreien, ein schöner Gedanke sein. Und das ist völlig in Ordnung!
Im trauma-sensitiven Breathwork geht es deshalb darum, sich langsam und behutsam an den eigenen Körper heranzutasten. Dabei bin ich im ständigen Austausch mit meinen Klientinnen und Klienten, um sicherzustellen, dass sie sich mit dem Tempo und den vorgeschlagenen Übungen wohlfühlen.
Die wichtigste Message, die ich jedoch mitgeben möchte, ist folgende: Unser sympathisches Nervensystem wird im Alltag aktiv werden, denn genau dafür ist es schließlich da. Wir können vor diesen Sinneseindrücken, die viele von uns durch traumatische Erlebnisse als bedrohlich und unangenehm abgespeichert haben, nicht langfristig weglaufen. Auch wenn wir sie durch dissoziative Zustände, dauerhafte Ablenkung und Abstumpfung vielleicht weniger wahrnehmen, schwelen sie doch in unserem Unterbewusstsein und belasten uns. Chronischer Stress, Antriebslosigkeit, Burnout und Co. können davon die Folge sein.
Die aktivierende Atemmeditation und andere Aspekte von Breathwork können genau hier helfen und uns zurück in den Körper bringen. Ich gebe zu, dass es ein wenig Mut erfordert, sich dem eigenen Nervensystem zuzuwenden, kann aus Erfahrung jedoch sagen, dass es sich bei jedem Menschen, mit dem ich bisher gearbeitet habe, gelohnt hat.
Breathwork bietet eine emotionalen Release, der von aufgestauten Energien, Druck und Anspannung befreit, dient uns als Resilienztraining, um Gefühle besser im Körper halten zu können, und erlaubt uns, die negativen Assoziationen mit dem sympathischen Nervensystem loszulassen. Sinneswahrnehmungen, die einst für mich bedrohlich und angsteinflößend waren, sind heute für mich simple Indikatoren dafür, dass mein Nervensystem aktiv wird. Sobald ich sie bemerke, kann ich in mich gehen und hineinspüren, was ich in diesem Moment gerade brauche, um mich wieder sicher zu fühlen.