Stress und Atmung: So hilft bewusstes Atmen beim Stressabbau

Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen in unserem modernen Leben. Ob durch beruflichen Druck, private Verpflichtungen oder unerwartete Herausforderungen – unser Körper reagiert auf Stress mit einer Vielzahl von physiologischen und psychischen Reaktionen. Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um Stress zu reduzieren, ist die bewusste Atmung. Doch warum hilft die richtige Atemtechnik dabei, sich zu entspannen?

Die Verbindung zwischen Atmung und Nervensystem

Unser autonomes Nervensystem besteht aus zwei Hauptteilen: dem sympathischen Nervensystem (verantwortlich für die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion) und dem parasympathischen Nervensystem (zuständig für Entspannung und Regeneration). Bei Stress ist das sympathische Nervensystem aktiv, wodurch der Herzschlag beschleunigt, die Muskeln angespannt und die Atmung flacher wird. Durch gezielte Atemtechniken können wir jedoch den Parasympathikus aktivieren und eine beruhigende Wirkung erzielen.

Wie Atmung Stress reduziert

1. Verlangsamung des Herzschlags: Tiefe, kontrollierte Atemzüge signalisieren dem Körper, dass keine unmittelbare Gefahr besteht. Dadurch sinkt der Puls, und der Blutdruck normalisiert sich.

2. Reduktion der Stresshormone: Bewusstes Atmen senkt den Cortisolspiegel, das hauptsächliche Stresshormon. Weniger Cortisol bedeutet weniger innere Anspannung.

3. Verbesserte Sauerstoffversorgung: Eine tiefe Atmung erhöht die Sauerstoffzufuhr im Blut, was die Gehirnfunktion unterstützt und das Denken klarer macht.

4. Fokus auf den Moment: Atemübungen lenken die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper und helfen, aus dem Gedankenkreisen herauszukommen. Dies ist besonders bei stressbedingter Unruhe oder Angst hilfreich.

Effektive Atemtechniken gegen Stress

1. Tiefes Bauchatmen (Zwerchfellatmung): Dabei atmet man langsam durch die Nase ein, lässt den Bauch sich ausdehnen und atmet langsam durch den Mund aus. Diese Technik fördert eine tiefe Entspannung.

2. 4-7-8 Methode: Man atmet vier Sekunden ein, hält den Atem sieben Sekunden lang an und atmet dann acht Sekunden lang aus. Diese Methode kann das Nervensystem beruhigen und das Einschlafen erleichtern.

3. Box-Breathing: Man atmet im Quadrat. Vier Sekunden ein, vier Sekunden halten, vier Sekunden aus und wieder vier Sekunden halten. Das Intervall kann auch mit fünf oder sechs Sekunden durchgeführt werden. Die Atemtechnik erhöht den CO2-Spiegel und wirkt dadurch besonders beruhigend.

3. Wechselatmung (Nadi Shodhana): Diese aus dem Yoga bekannte Technik hilft, das Nervensystem auszugleichen. Dabei atmet man abwechselnd durch ein Nasenloch ein und aus.

Aktivierende Atemmethoden zur Stressbewältigung

Neben beruhigenden Atemtechniken gibt es auch aktivierende Methoden, die helfen, Stressenergien gezielt freizusetzen. Eine langsame Hyperventilation, wie sie etwa in der Wim-Hof-Methode oder bei der holotropen Atmung angewendet wird, kann dabei unterstützen, emotionale Blockaden zu lösen und eine innere Balance wiederherzustellen. Diese Techniken nutzen eine intensive Sauerstoffzufuhr, um angestaute Stressenergien freizusetzen und eine befreiende Wirkung zu erzielen.

Die Atmung ist ein machtvolles Werkzeug, das wir jederzeit und überall einsetzen können, um Stress abzubauen. Durch bewusste Atemtechniken aktivieren wir unser parasympathisches oder sympathisches Nervensystem, reduzieren Stresshormone und fördern unser allgemeines Wohlbefinden. Wer regelmäßig Atemübungen in seinen Alltag integriert, kann langfristig gelassener und entspannter mit Stresssituationen umgehen.

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